Olla,
noch gut 80 Minuten Restflugzeit, dann haben wir es geschafft. Fuerteventura, wir kommen,
Um 9.30 Uhr ging es los. Taxifahrer Volker jonglierte uns im amerikanischen Boliden sicher zum Airport. Trotz monatelanger automatikfreier Zeit hatte er außer mit der Größe des Fahrzeuges keine Probleme mit der Bordautomatik.
Gott sei Dank ohne Theater beim „Baggage Drop Off", wir hatten immerhin in zwei Koffern 400 Gramm Übergepäck, ging es zur Sicherheitskontrolle. Ich warte noch auf den Tag an dem wir als Passagier, Gäste und vor allem Kunden auch noch vermessen und gewogen werden. Dann lässt sich das exakte Volumengewicht bestimmen und es kann nachgelöst werden, wenn man das vorher festgelegte und völlige markfremde Limit überschritten hat. Der Tag wird kommen... Und sogar bald.
An der Sicherheitskontrolle entledigte ich mich dann Rucksack, Gürtel, Jacke, Notebook und Armbanduhr. Zur freudigen Überraschung durfte ich dann auch noch zusätzlich meinen Pullover ausziehen und durchleuchten lassen. Er wurde , da er einen Reißverschluss an der Frontseite hat, von der netten Sicherheitstante als Jacke definiert und musste damit durchleuchtet werden. Man gut, daß ich ein T-Shirt drunter hatte, sonst wäre ich noch mit freiem Oberköper am 1. Weihnachtstag durch den Airport gelatscht. Womöglich wäre ich dann als „Flitzer von Langenhagen" enttarnt und verhaftet worden und hätte am Samstag die Titelseite der „Neuen Presse" mein Eigen genannt. Ich freue mich auch hier schon auf den Tag, wenn ich als fliegender Gast an der Sicherheitskontrolle blank ziehen muss und mich der in schwarzem Leder gekleidete Securityman der anderen Uferseite rektal nach Waffen und Getränkedosen durchsucht. Das wird ein Fest.
Immerhin sind wir pünktlich um 11.30 Uhr in Langenhagen gestartet, die Mühle war auch nicht ganz voll, ein paar Plätze noch frei. Da die Exit - Seats von Kleinwüchsigen gebucht waren, durfte ich zur Abwechslung mal wieder mit meinen fast zwei Metern in eine der Praktikantenreihen Platz nehmen. Doch Ani und ich hatten das Glück, daß unser dritter Platz nicht belegt war. So hatten wir zumindest in der Breite ein wenig Platz. Meine Knie schmerzen jedoch immer noch.
Gute zwei Stunden brauchten die völlig überforderten Flugbegleiter das neue „Servicekonzept" der TUIFLY versuchen umzusetzen. Das Chaos, was alleine in der Vorbereitung der Getränke- und Speisenversorgung oder auch eben nicht herrschte, das ist unbeschreiblich. Das was sich hier die lebenserfahrenen Bachelor BWL´ler in den Controlling Abteilungen der TUIFLY ausgedacht haben, ist für keinen Kunden mehr nachzuvollziehen. Wie hat das ganze vor 25 Jahren funktioniert, als es noch Bier und Sekt bis zum Abwinken gab, an Bord geraucht wurde und Personal und Gäste gut drauf waren? Wurde da kein Geld verdient? Wie in der allerletzen „No-Frill-Airline" wird hier durch die neue Individualität, ob Essen, Getränke oder nicht, nur noch Chaos bei Personal und Kunde verursacht. Über 2 Stunden bis zur Erstversorgung bei laufender Klimaanlage ohne ein wenig Getränke ist schon ein hartes Brot für den Kunden bzw. das Stück menschliches Frachtgut, was wir ja nur noch sind. Von der Fluggesellschaft zum Logistikunternehmen- der neue Weg der TUIFLY. Mich wundert, daß es zum Getränkebezug nicht auch noch einen Sanifair –Gutschein gab, der dann beim Toilettengang an Bord einzulösen ist. Hier ist durchaus noch Potential für zusätzlich Marge mit der Notdurft des Gastes zu sehen. Weiterhin könnte man sich auch den Küchenbereich sparen. Hier würde sich ein Getränke-und Sandwichautomat gut machen. Die Einsparungen an fliegendem Servicepersonal würden sich dabei durchaus rechnen. Daß man als Gast von Zeitungen und Video-Entertainment an Bord inzwischen träumen muss, das wusstet Ihr schon, oder?
Mein Fazit: Ich werde zukünftig bei Flügen TUIFLY soweit es möglich ist nicht mehr berücksichtigen. Dieses Chaos und Unruhe an Bord brauche ich nicht. Man muss nicht jedes vermeintlich neue wirtschaftliche Konzept mitgehen, nur weil das Hipp ist. Eine klare, einfache und vor allem kundenorientierte Lösung an Bord würde allen Beteiligten entgegenkommen. Lieber Herr Joussen und alle Schlaumichel, die sich dieses Chaos ausgedacht haben: Nicht die AG bezahlt Ihr Gehalt sondern wir - Ihre Kunden. Vergessen sie das nicht bei all Ihren vermeintlich wirtschaftlichen Entscheidungen zum Wohle des Produktes und Ihrer Bonuszahlungen.
Und allen die noch das Pech haben, mit der Airline der TUI fliegen zu müssen empfehle ich: Esst vor dem Flug und kauft Euch was in der Abflughalle am Airport zu trinken. Ihr werdet es an Bord zu schätzen wissen.
Der Rest ist einfach erzählt. Der Bus kam eine Stunde zu spät am Airport und gegen 17.00 Uhr waren wir im Club. Ani ist gleich zum Einrad fahren gegangen, Carola und ich haben einen Sundowner an der Bar genommen. Jetzt geht's zum Essen, der Rest wird kommen.
Felize Navidad aus Fuerte,
Jörg
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