I kill the cock!
Sonntagmorgen im Urlaub, die Sonne guckt gerade „Over the mountains“, Formel 1 in Suzuka geht gleich los und eigentlich möchte man noch ein Stündchen entspannt ruhen in diesen himmlischen Betten. Doch dann passiert das, wovon man immer nur in Urlaubsbewertungen anderer liest: Zwei griechische Hähne liefern sich ein morgendliches Wake-Up Duell und unser Apartment liegt inmitten dieses nervenaufreibenden Kreuzfeuers.
Bin ich schon so ausgeschlafen, daß ich das Gequäke bereits im Schlaf höre oder nur ein Traum? Nein, es ist die bittere Wahrheit – der Albtraum eines jeden Urlaubers. Bei jedem Hahngekrächze von links hole ich virtuell mit dem Schwert in diese Richtung aus und schlage zu, bei jeder Antwort aus der anderen Richtung fliegt ihm das Hackebeil des Deutschen Brennholzfetischisten entgegen. Schönen Dank Ihr Beiden für dieses Sonntagsmorgenkonzert.
So saß ich pünktlich um 8.00 Uhr auf dem Balkon in der Sonne. Neben mir das Ipad mit dem VPN um die Sky-Brut mit ihrem IP-Filter mal wieder zu überlisten. Nico Rosberg drehte fleißig seine Runden und mir kitzelte die Sonntagsmorgensonne an der Nase. Die beiden Störenfriede ließen sich aber davon nicht Irretieren geschweige denn abbringen. Buhlend um die weibliche Gefolgschaft des Nachbarn sangen sie weiter fröhlich im Wechsel ihre KiKeRiKis. Der hellenische Gockel scheint da ein wenig anders gepolt zu sein, als die mir sonst bekannten in Westeuropa. Der westeuropäische Hahn fängt an zu zwitschern, wenn die Sonne so langsam am Horizont um die Ecke gucken könnte. Ist sie dann da und die Damen gefügig, dann gibt er Ruhe. Der Hellas-Kollege scheint es da mit der Uhrzeit nicht so genau zu nehmen. Während Nico Rosberg in Suzuka dem Siegerpodest mit großen Schritten entgegenfuhr, ich bereits die Sonnenbrille auf der Nase hatte und meinen von der Sonne gebräunten und vom RETSINA gestählten Körper mit der öligen Verbrennungsbremse eincremen musste, gaben die beiden Sportsfreunde im akustischen Kampf um die jeweiligen Nachbarsdamen alles. Entweder sind sie blind so daß sie nicht gemerkt haben, daß die Sonne schon da ist und auf 12 Uhr steht oder die hellenischen Hühnchen haben am Sonntagmorgen Ruhetag und keine Interesse an einer Runde hinter der Mauer.
Dieses könnte auch erklären, warum um 15.30 Uhr Ortszeit, als ich vom Pool zum Kaffee (ein Frappé zum selber Schaken) und Kuchen (2 Kekse) auf den Balkon kam, der Kollege links von uns schon wieder oder immer noch am Ki-Ke-Ri-Ki brüllen war. Entweder wollte er sagen: Mädels, noch ´ne Runde oder er war bisher leer ausgegangen und hatte bis dahin den Sonntag noch nicht so feiern können, wie er es gerne getan hätte.
Wenn wir heute Abend beim Sonnenuntergang mit Blick auf die Stadt (siehe Foto unten) die Tagesgerichte in der Taverna nebenan angeboten bekommen und es wieder frisches Hühnchen aus dem Backofen gibt, dann werde ich mir in Gedanken an diese beiden zweibeinigen Herren eine extra große Portion bestellen. Eventuell ist ja einer der Beiden dabei. Zumindest Hahn Nr.2 könnte dann im Topf gewesen sein, denn da war heute Nachmittag Ruhe.
In diesem Sinne,
DJ
P.S.: Der Beitrag über die griechische 40-Stunden Woche ist auf unbestimmte Zeit aufgrund der heutigen Tagesaktualität verschoben.
P.P.S: Ierapetra kommt übrigens von ILIOS=Sonne und PETRA=Stein, also Sonnenstein. Es ist die südlichste Stadt Europas und die Temperaturen sind hier auch im Winter selten unter 13°C. Ierapetra soll die meisten Sonnentage Europas haben, so sagen die Einheimischen hier.
P.P.P.S: Das Foto für den hellenischen Freileitungsbau habe ich übrigens im gestrigen Beitrag auch nachgereicht. Als Auffangbecken für frustrierte Ex-Tourismusmanager habe ich aufgrund der großen Nachfrage spontan eine neue Stelle in der Geschäftsführung des Start-Ups geschaffen. Diese wurde auch sofort mit einem erfahrenen IT-Experten besetzt. Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Stellen hinzukommen.



